· 

Mobbing

Meine Geschichte - Mobbing

WAS IST MIR PASSIERT?

Meine Geschichte fängt damit an, dass ich ohne meinen leiblichen Vater aufwachsen musste. Zum einen führte dies dazu, dass mir ein männliches Vorbild fehlte, und zum anderen habe ich einen Mann mit Boshaftigkeit verknüpft. Weder konnte ich dadurch als Kind lernen, wie sich ein Junge zu verhalten hat, noch hatte ich die Absicht, ein Mann zu werden, da ich dachte, dadurch böse zu werden. Was sich jetzt vielleicht harmlos anhört, brachte mich in eine langjährige Phase von Mobbing und Ausgrenzung. 

 

Mit 11 Jahren entwickelte ich mich zu einem Jungen, der sich nicht männlich, sondern sehr weiblich verhielt. Dies brachte mir zunächst in der Schule große Probleme mit den Mitschülern. Während sich mein Freundeskreis in der Schule mit der Zeit immer mehr verkleinerte, wurden meine Peiniger immer größer. Es fing harmlos an mit Beleidigungen und Beschimpfungen auf den Gängen. Anfangs habe ich gar nicht verstanden, warum ich beschimpft wurde. Ich war doch bloß ein Junge, der seinen Platz im Leben nicht finden konnte.  

 

Mit der Zeit fühlte ich mich weder auf den Gängen, noch auf dem Schulhof sicher vor Anfeindungen. Ich entwickelte eine Angst vor dem Gong, denn er hieß für mich immer, dass ich nun meinen sicheren Raum verlassen und in die gefährliche Welt außerhalb des Klassenzimmers gehen musste. Ich erinnere mich noch an eine Situation auf dem Pausenhof, als plötzlich viele Schüler einen Kreis um mich bildeten und wissen wollten, ob ich einen Schwanz in der Hose habe. Als ich denen antwortete, dass ich ein Junge sei, erfuhr ich, dass sie alle eine Wette abgeschlossen hatten. Diejenigen, die falsch gewettet hatten, gaben mir die Schuld für ihren verlorenen Wetteinsatz und beschimpften mich. Was ich bis heute nicht verstanden habe? Warum haben die erwachsenen Lehrer immer weggeschaut? 

 

Irgendwann dann wurde auch mein Klassenzimmer nicht mehr sicher. Denn jedes Mal, wenn ich aufgezeigt habe und was beitragen wollte, wurde ich nachgeäfft oder ausgelacht. Ich verlor allmählich Freunde aus meiner Klasse, denn mit mir abzuhängen bedeutete für sie, nicht zu den Beliebten gehören zu können. Ich hatte sogar das Gefühl, dass sie irgendwann ebenfalls auf mich losgingen, um zu den Beliebten zu gehören. Auf Klassenfahrten musste ich immer mein eigenes Zimmer für mich alleine nehmen, weil keiner mit mir auf ein Zimmer wollte. Schwäche habe ich damals schon so gut wie nie gezeigt, womöglich hat deswegen keiner über sein Verhalten nachgedacht. Aber wenn man 15 Jahre alt ist, hinterlässt sowas tiefe Narben in der Seele. 

 

Bald schon breitete sich die Ausgrenzung auf mein privates Leben aus. Familienmitglieder wollten nichts mehr mit mir zu tun haben. Teilweise wurde sogar gesagt, ich gehöre nicht mehr zur Familie. Auf dem Weg nach Hause wurde ich mit Centstücken und teilweise auch kleinen Steinen beworfen. In meiner Wohnsiedlung konnte ich nicht mehr auf die Straße gehen, ohne dass mir böse Bemerkungen hinterher gerufen worden sind. Das nahm solche Ausmaße an, dass ich die Straßenseite gewechselt habe, wenn mir jemand entgegen kam, weil ich wirklich Angst vor Menschen hatte. Am schlimmsten wurde das alles, als ich per Telefon und Briefen Morddrohungen von einer Gruppe Jungs erhalten hatte. Da war ich erst 14. Ab da konnte ich nicht mehr alleine raus gehen, weil ich jedes Mal panische Angst hatte, einen von denen zu begegnen. Ich nahm sogar Umwege von teils 40 Minuten in Kauf, wenn ich zum Bus gehen musste, nur um nicht in meiner Wohngegend gesehen zu werden.

 

Dann begann das Zeitalter der sozialen Medien. Natürlich hatte auch ich einen Account auf einem früher beliebten Netzwerk für Schüler, doch hätte ich dies besser gemieden. Denn es dauerte nicht lange, und ich war auch dem Cybermobbing ausgesetzt. Es wurde eine Gruppe gegründet, die dazu diente, mich auch im Internet bloß zu stellen. Ich bin mir sicher, dass diese Leute bis heute noch nicht verstanden haben, dass mich das zerrissen hatte. Es war ja nur "Spaß". 

 

Was hat das alles mit mir damals gemacht? Ich beschreibe es heute mit einer Vase. Stell dir vor du schmeißt eine Vase aus dem dritten Stockwerk auf die Straße und diese Vase zerbricht in tausend Teile. Genau so haben sich meine Gefühle, meine Persönlichkeit und meine Seele angefühlt nach Jahren der absoluten Ausgrenzung von der Gesellschaft. Wenn dir in deiner Pubertät die Leute sagen, dass du besser sterben solltest und dich eh keiner vermissen wird - das bricht jeden irgendwann. 

 

Heute habe ich diese Zeit natürlich überwunden und habe allen verziehen. Ich werde im nächsten Beitrag noch darauf eingehen, welche Auswirkungen dieses Mobbing auf mich hatte nach meiner Schulzeit (Depressionen & Selbstmordgedanken), aber danach fokussiere ich mich eher auf das, was ich hier eigentlich bewirken möchte: nämlich, dass alles, was mir passiert ist, mich unglaublich stark gemacht hat. Ich bin heute sogar jedem einzelnen dafür dankbar, denn was ich heute sehe, ist, dass so viele sich von solch kleinen Dingen unterkriegen lassen. Wie ich es geschafft habe, aus diesem Teufelskreis auszubrechen und heute ein Leben als Gewinner führe, möchte ich im Punkt "Raus aus der Opferrolle" thematisieren. Ich habe die Hoffnung, dass ich damit Menschen erreichen kann, ihr Leben ebenfalls in die Hand zu nehmen und motiviert sind, ihr Leben so zu gestalten, wie sie es sich wünschen. Ich sage immer, lass die Dinge nicht dir passieren, sondern passiere du den Dingen ! Egal wie dunkel dein Leben gerade sein mag, wenn du lernst, in der Dunkelheit immer weiter und weiter zu gehen, wirst du eines Tages wieder Licht sehen. Und was glaubst du, was wird dann passieren? Wenn du gelernt hast, in der Dunkelheit zu gehen, wirst du im Licht der Champion deines Lebens werden. Und dann sollten alle besser Angst vor dem haben, was du dann erreichen wirst. 

 

Champions werden nicht erst Sieger im Ring, dort kommen sie nur groß raus!

 

Es ist schön, dass es dich gibt! Genieße deinen Tag und mach das Beste aus deiner Woche. Du bist es dir wert!

Bis bald, Ciao :)

Kommentar schreiben

Kommentare: 0